NCN: Gruselgeschichten und Fantasy Drucken E-Mail
Geschrieben von: Charly Groß   
Samstag, den 10. September 2011 um 07:38 Uhr

Anderthalb Stunden lang ist der Strom aus, und dennoch ist es kein bisschen stiller geworden. Während die Spielleute auf dem Mittelalterdorf ohne zusätzliche Elektronik die Besucher unterhalten, man es sich am See oder beim örtlichen Fußballspiel gemütlich macht, ist die Kulturbühne umringt von Literaturliebhabern und Gruselfreudigen.


Rote Schuhe

oberer totpunkt, nocturnal culture night 2011, copyright: rezianerNoch vor ein paar Stunden eröffneten sie die Mainstage, nun gestalten Oberer Totpunkt die szenische Lesung. Es wird düster, paranormal und unheimlich. Spoken-Word-Performancerin und Autorin Bettina Bormann geht vor dem Publikum auf und ab, während sie mithilfe ihrer schwarzen Lesemappe aus ihren Kurzgeschichten liest. Am Kontrabass begleitet sie David Nasselhauf und leise schwingen Klänge von einem Schlagzeug, gespielt von Michael Krüger, mit.

Erzählt wird vom Fluch roter Schuhe. Jedem, der sie besitzen möchte, erwartet der sichere Tod. Niemand weiß, wie es zu den seltsamen Todesfällen kommt. Selbst die Ich-Erzählerin begehrt diese Schuhe mit dem weichen Leder. Von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart reicht die unheimliche, nicht-fassbare Macht dieser wie neu aussehenden Schuhe – Gruselstunde auf der NCN mitten am Tag.

Drei Shortstories trägt die Frontfrau der Hamburger Band vor. Streng zusammengebunden sind die blonden Haare, wachsam ihr Blick, rau und souverän ihre Stimme. Trotz  strahlendem Sonnenschein und dem aufgrund der besonderen Gegebenheiten etwas spartanisch ausfallenden Klangteppich, hat man keine Mühen, sich in die düsteren, morbiden Geschichten hineinzufinden.



markus heitz, nocturnal culture night 2011, copyright: rezianerZu nächtlicher Stunde ins Reich der Albae

Einige Konzerte später unter freiem Sternenhimmel ist die Kulturbühne abermals Ort einer Lesung. Fantasy-Star-Autor Markus Heitz liest aus seinem zweiten Band der Reihe "Die Legenden der Albae" und auch er hat musikalische Unterstützung. War es bei dem Roman "Judassohn" die Band Persephone, die den "Soundtrack" übernahm, sind es bei "Vernichtender Hass" Qntal, die den Schriftsteller musikalisch begleiten.

"Man sagt, sie seien grausamer als jedes andere bekannte Volk … Man sagt, sie hätten ihr Dasein ganz dem Tod und der Kunst gewidmet … Man sagt, sie würden schwarze Magie beherrschen …" So beginnt Markus Heitz seine Lesung. Die Worte sind kaum gesprochen, da vernimmt man Syrahs Gesang zu sphärischen Klängen. Während der nächsten sechzig Minuten reisen die Zuhörer in das Geborgene Land zu den Albae, einem blutrünstigen, stolzen und mächtigen Kriegsvolk.


Carmondai


Einer von ihnen ist Carmondai. Als Herr der Worte und der Schrift hat er sich bei seinem Volk einen Namen gemacht. Er versteht es wie kein anderer, aus Gebeinen, Blut und Haut von Toten Kunstwerke zu zaubern. Auf dem Weg zum Steinernen Torweg wird er von der Albin Morana auf ihrem Nachtmahr zu einer Versammlung geführt, bei der er auf die Heeresführer Sinthoras und Caphalor trifft. Dort erfährt er seine Bestimmung. Doch welche das sein wird, verrät das Kapitel nicht. Typisch für Heitz ist das Spiel mit den Cliffhangern. Man muss schon viele Seiten umblättern, bis man erfährt, wie es um Carmondais Auftrag bestellt ist. Dafür erfahren die Zuhörer nun mehr über Morana und ihren Teil der Geschichte.

Morana

Auch der Späherin wird eine Aufgabe übertragen. Sie soll das Volk der Elben, den Todfeind der Albae, in der Nähe der Menschen ausfindig machen. Bis zu einem Gasthaus mit einem unwissenden Wirt und seiner verschüchterten Tochter lässt der Autor die Zuhörer mit der als Elbe verwandelten Albin reisen. Dann ist die Lesung aus.

Wie es weitergeht, steht in den über 600 Seiten, die das Buch umfasst. Wer die Quadrologie "Die Zwerge" gelesen hat, weiß um die tödliche Gefahr, die von den Albae droht. Wer nicht, wird die düsteren Kreaturen, und auch den einen oder anderen Zwerg, kennenlernen.


 

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