NCN 2019 - Genreübergreifendes Musikspektrum der dunklen Musik - Seite 2 Drucken E-Mail
Geschrieben von: Wolfgang Hesse   
Dienstag, den 17. September 2019 um 00:00 Uhr
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NCN 2019 - Genreübergreifendes Musikspektrum der dunklen Musik
Der NCN-Freitag – von Neofolk über Gothic-Rock bis zu harter Elektronik
Das war der zweite Festivaltag beim 14. NCN
Auch der dritte Festivaltag kann begeistern
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Der NCN-Freitag – von Neofolk über Gothic-Rock bis zu harter Elektronik

Beginnen sollte das NCN mit einem Lokalmatador. Kälte, das ist Sven Martin aus Leipzig. Er brachte seine eigenen Songs aus dem Genre Darkfolk/Neofolk zu Gehör. Musik und Texte voller Melancholie gehen unter die Haut. Songs zur Gitarre untermalt von diversen elektronischen Sounds portieren die tiefen, teilweise philosophischen Texte zu den Zuhörern. Die Songs "In Eis", "Wald der Rache" und "In den Hallen" stammen von den aktuellen EP. Viel Beifall gab es für Kaelte auf der Kulturbühne. Gleich um die Ecke eröffneten A Projection den musikalischen Reigen auf der Parkbühne. Sie präsentierten eine Mischung aus New Wave und Post-Punk. Rockig mit einem Hauch Dunkelheit und Melancholie, so kommen die eingängigen Songs der fünf Schweden daher. Dabei geht es weniger elektronisch zu, wie man bisweilen von den skandinavischen Bands gewohnt ist. Überwiegend kamen die Songs aus dem 2017-er Album Framework. Les Berrtas eröffneten die Konzertfolge auf der Weidenbogenbühne, sehr romantisch mitten im Grün gelegen. Deutsche Texte und elektronische Melodien, die eine interessante Mischung aus Darkwave, dem Oldshool-EBM und dem Dark Elektro darstellen und die Besucher begeisterten. "Knochenschäler", so heißt das aktuelle Album aus dem Jahre 2016 des Würzburger Duos.
Und schließlich gab es mitreißenden Gothic Rock auf der größten Bühne im Park, der Amphibühne. Scream Silence nach einer gefühlten Ewigkeit wieder auf dem NCN, eröffneten hier mit einer fantastischen Show. Die Berliner Dark Rocker starteten mit Flood, gefolgt von Harvest, ein Song vom Album Aphelia aus dem Jahre 2007. Das letzte Album "Heartburnt" aus dem Jahre 2015 liegt schon eine Weile zurück. In dem Interview in unserer Sendung "Die Welt der dunklen Musik" berichtete Bassist Hagen von neuen Songs, die am Entstehen sind. Rockgitarren und eine Violine gaben den Songs den richtigen Drive. Es war eine wirklich gute Wahl, diese Band wieder das NCN rocken zu lassen.

Im Vorbericht zum diesjährigen NCN könnt ihr das Gespräch mit Scream Silence nachhören:

Gute Bekannte und Neuentdeckungen kennzeichnen den Freitag, den ersten Festivaltag

Insgesamt 17 Bands und Künstler konnten am Freitag, dem 6. September im Kulturpark Deutzen erlebt werden.
Ein Höhepunkt für viele Besucher sollte Parzival auf der Kulturbühne werden. Das Musikprojekt kommt aus Kopenhagen Der Stil der gebürtigen Russen um Vokalist Dimitrij Bablevski erinnert ein wenig an Laibach. Grund dafür ist die tiefe Bassstimme. Songs, wie "Blind Shepherd" oder "Lord of the Sea" sind Beispiele dafür, bestechen jedoch auch musikalisch mit Elementen aus Elektro, Industrial, Metal und Darkwave. Parallel gab es wieder dunklen Rock auf der Amphibühne. Still Patient? ist eine deutsche Band, die sich bereits im Jahre 1988 zusammenfand. Mehrere Alben, mitunter in größeren Abständen, zeigen die verschiedenen Schaffungsperioden der Band. Im Jahre 2018 feierten die Rheinländer, um Gründungsmitglied und Frontmann Andy Koa mit dem Album "Zeitgeist Weltschmerz" ihr 30-jähriges Bandbestehen. Im Frühsommer dieses Jahres waren sie mit den Gothic Rock Urgesteinen, Age of Heaven, Wisbourg und OXIC Inc. auf einer Goth-Rock-Trinity Tour unterwegs. Kein Wunder, so dass auch die Mehrzahl der Tracks in Deutzen aus der aktuellen Veröffentlichung stammte. Zur Freude der zahlreichen Rockfans lieferten Still Patient? eine dynamische und abwechslungsreiche Rockshow.

Etwas ganz anderes, jedoch Spektakuläres hatten Placebo Effect mitgebracht. Mit einer Grubenlampe und Dornenkrone stürmte Frontmann Axel auf die Bühne. Die Show hätte auch einem Horrorfilm entlehnt sein können. Eins haben Placebo Effect jedoch erreicht. Diese Show ist vielen in Erinnerung geblieben. Ob das mit deren Musik ebenso gewesen ist? Zumindest war in Deutzen einer der wenigen Auftritte, die die Band seit ihrer kreativen Schaffensphase Mitte der 90-er Jahre absolvierte. Viel Publikum haben Lizette Lizette vor die Parkbühne gezogen. Wohl gesteigertes Interesse oder die Erinnerung an ein Jahr zuvor waren dafür ausschlaggebend. Frontfrau und Sängerin Lizette Nordahl mit viel Lippenstift und einem großen Nasenring zieht alle Blicke auf sich. Die eindrucksvolle Stimme und ihre Ausstrahlung sind es, die die Zuhörer begeistern. Ihre Musik ist eine Mischung aus Pop und Rock mit 80-er Einflüsse. Ihren Sound nennt sie selbst Queerbody, und so lautet auch der Titel ihrer CD. Anfang des Jahres hat die Stockholmerin ein weiteres Album mit dem Namen NON veröffentlicht.

Für viele Besucher war sicher Joachim Witt das Highlight des ersten NCN-Tages. Das ist so und lässt sich nicht bestreiten, so angesagt ist derzeit der ehemalige "Goldene Reiter". Angekündigt war eine Show zu seinem Album "Bayreuth I". Und Witt hielt sein Versprechen. Song, wie "Das geht tief", "Trauma", "Liebe und Zorn" kennt man, ebenso, wie der Erfolgssong "Die Flut", den er zusammen mit Peter Heppner zum Durchbruch brachte. Unterstützung bekam der Sänger bei einigen Bayreuth-Songs von Julia McCallion, Sängerin und Model aus Hamburg. "Ich möchte euch noch ein paar Sachen von Rübezahl um die Ohren hauen", sagte Joachim Witt und setzte zu "Herr der Berge" oder "Dämon" an. Was ist ein Witt Konzert ohne "Goldener Reiter". Diesmal, wie auch des Öfteren praktiziert, beendete er seine Show mit "Strenges Mädchen", einem Song, der nur aus der Feder von Joachim Witt stammen konnte.
NCN 2019Stroboskope Licht und elektronische Beats, das sind Atari Teenage Riot. "Digital Hardcore" haben sie aus einer Mischung von Techno, Hardcore Punk, Industrial, Noise, Metal und Breakbeat erschaffen. Man fühlt sich wie im auf dem Rave der Zukunft und in einem Videospiel zugleich. Bemerkenswert ist, dass all dieser Sound aus dem Atari ST Computer kommt, der gegen Ende der 1980-er Jahre Hochkultur feierte. Wer Atari Teenage Riot noch nie live erlebt hat, der sollte es unbedingt einmal nachholen.